15) … und im Urlaub?

    Wer Bonsais erzieht, begibt sich in eine erhebliche Abhängigkeit; er sollte daher gewissenhaft prüfen, ob er das kann und will. Denn regelmäßig vor jedem Urlaub erhebt sich die Frage, wer wohl die Bäumchen betreut und wässert. 

    Am besten lässt sich das Problem mit einem zuverlässigen Nachbarn lösen, der im Umgang mit Pflanzen geübt ist. Hat er bei uns rechtzeitig das kleine »Gießpraktikum« absolviert, so wird er uns zufriedenstellend vertreten. 

    Die zweitbeste Lösung wäre eine Pflegestelle in der nächstgelegenen Gärtnerei. Zwei kleine Umzüge vor und nach dem Urlaub müssten wir dann in Kauf nehmen. ln einigen Städten bieten auch Bonsai-Händler Unterstellmöglichkeiten an. Wer beides nicht hat, kann sich mit einer automatischen Bewässerungsanlage behelfen (Bild 50). 

    Er muss dann vor der Abreise einige Stunden für vorbereitende Arbeiten, Montage und Einstellen der Tropfregulierung reservieren. Nach meiner Erfahrung sollte man die Regulierung so einstellen, dass pro Zeiteinheit eher zu viele als zu wenige Tropfen abgegeben werden. Damit ist zwar eine überreichliche Bewässerung vor allem der kleinen Schalen gewährleistet, doch unterbleibt ein Austrocknen, was wesentlich schlimmer wäre. 

    Bei Abwesenheit von nur wenigen Tagen schützt man die Bäumchen mit einem durchsichtigen Kunststoffbeutel vor Trockenheit. Über die Pflanze gestülpt und unter dem Schalenrand lose zusammengebunden, entsteht unter der Hülle eine gespannte Luft, vorausgesetzt, man hat die Erde vor der Abfahrt gründlich befeuchtet. Ein solches Behelfsgewächshaus sollte aber vor praller Sonne geschützt sein.

    Hydrokultur. Bemühungen, Bonsais in Hydrokultur zu halten statt in Erdkultur, führten bisher nicht zum gewünschten Erfolg. Sie scheiterten an der Forderung nach flachen Schalen, die nicht genügend Platz für Hydrotank und Haltesubstrat bieten.

    Versenkungstrick

    Wer auch immer unsere Bäumchen pflegen mag - wir dürfen kaum damit rechnen, dass er soviel Zeit und Fürsorge investiert, wie es uns selbstverständlich ist. 

    Am meisten sind die Miniatur-Bonsais gefährdet. Damit sie keinen Schaden erleiden, wenn sie nur einmal täglich gegossen werden, bedienen wir uns eines einfachen Tricks: Wir versenken sie samt ihren Schälchen in einem Geranienkasten mit torfreicher Erde (Bild 51). ln den sonst frei aufgestellten Schälchen trocknet die Erde rasch aus. Im Blumenkasten aber schützt der umgebende Erdmantel das bisschen Schalenerde vor zuviel Sonnenwärme und Verdunstung, so dass einmaliges Gießen pro Tag genügt. Allerdings wachsen hier die Wurzeln schon bald durch das Abflussloch in die umgebende Erde. Nach dem Urlaub knipsen wir sie ab, bevor die Bäumchen auf das Bonsai-Brett zurückkommen. Ein gleichzeitiger Triebschnitt auch die Krone hat sich inzwischen weiterentwickelt - gleicht den Wurzelschnitt aus. 

    Die Versenkmethode wende ich in heißen Sommern auch bei größeren Bäumchen an: Ich vergrabe sie bis zum Schalenrand im Garten und decke sie mit kurzem Rasenschnitt ab. Diese Mulchschicht hält die Erde länger feucht und ermöglicht das Gießen mit der normalen Gartengießkanne. Das Schnittgras wirkt wie ein Sieb, das ein Wegschwemmen der Erde verhindert. ln die so versenkten Bonsai-Schalen wird alsbald der Regenwurm einziehen, was an den typischen Kothäufchen zu erkennen ist. Er schädigt die Pflanzen nicht, und man sollte ihn gewähren lassen - bald verschwindet er von selbst. 

    Im übrigen entspricht die Versenkmethode genau dem Winterschutz (vgl. Seite 53).