17) Woran man sonst noch denken sollte ...

    Eine Werkstatt

    Am Anfang unserer Bonsai-Betätigung werden wir in der Regel einige getopfte Jungpflanzen besitzen, die mit einem nicht immer würdigen Platz am Boden vorliebnehmen müssen. Doch bald merken wir, wie wenig das Arbeiten mit dieser Bodenkultur befriedigt, und wir halten Ausschau nach einem bequemeren Arbeitsplatz sowie nach einer Stellmöglichkeit in Augenhöhe, damit wir das Gedeihen unserer Bäumchen in aufrechter Haltung beobachten können. 

    Bild 55 zeigt, wie ein Bonsai-Domizil aussehen könnte: Der etwa 2,5 x 5,0 m große Pergolaraum, an das Wohnhaus, Gartenhaus, die Garage oder sonstwo angebaut, bietet Platz für 40 - 50 Pflanzen. Die Wände des Anbaus bestehen aus senkrechten DachIatten, im Abstand von 5 cm angenagelt. Auch das Dach ist eine solche Lattenkonstruktion. Sie lässt genügend Sonnenlicht hindurch, sorgt aber gleichzeitig für angenehmen Schatten.

    Auch ich hatte für das Dach zunächst diese offene Konstruktion gewählt, die mir aber unvermuteten Ärger bescherte. Bei Regen nämlich sammelte sich das Wasser an den Lattenkanten und schoss messerscharf auf meine Topfbäumchen herab. Ergebnis: Das Regenwasser schnitt und schlug im Lattenabstand Gräben und Löcher in die Topferde. So blieb mir, nachdem ich diesen Vorgang mehrmals erleben musste, nichts anderes übrig, als etwa die Hälfte des Häuschens mit glasklarem Plexiglas abzudecken. Dieses hält mir jetzt den löcherbohrenden Regen von den Pflanzen fern, doch leider auch einen Teil des Sonnenlichts. 

    So habe ich Regenfälle, insbesondere Gewitterschauer, bisher als meine größten Widersacher kennengelernt und weiß seither die Schutzwirkung der Unterpflanzung sehr zu schätzen. Auch die freie Natur schützt sich gegen Erosion und duldet keine nackte Erdoberfläche. Offener Boden wächst dort in kürzester Zeit zu. Im Garten bezeichnet man diese Schutzdecke als Unkraut und vergisst dabei ganz den eigentlichen Sinn ihres Daseins. Der Bonsai-Anfänger sollte daher frisch eingetopfte Pflanzen nicht nur vor Sonne, sondern auch vor starken Regengüssen schützen.

    Zelt und Geld

    Geld. Bonsai ist in den Verdacht geraten, ein teures Steckenpferd zu sein. Das mag für den zutreffen, der sich darauf beschränkt, wertvolle Importbäumchen aus Fernost zu kaufen. Besser sieht die Rechnung aus, wenn wir unsere Bäumchen selbst heranziehen. Meine eigene Bilanz stellt sich folgendermaßen dar:

    Schattierungsraum (Eigenbau) € 500,- 

    Baumschulpflanzen (Grundstock) €100,-

    Schalen (50 Stück a EURO 15,-) € 750,-

    Werkzeuge und Hilfsmittel € 200,-

    Bewässerungsanlage € 150,-

    Sonstiges € 350,- 

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    Insgesamt € 2 050,-

    Ein ansehnlicher Betrag zwar, aber ich glaube, nicht einmal Briefmarkensammeln ist heute billiger. Von den unvermeidlichen laufenden Kosten, pro Jahr etwa € 100,-, abgesehen, wird sich der errechnete Betrag kaum erhöhen.

    Zeit. Auch die Frage; wieviel Zeit das Betreuen der Bonsais in Anspruch nimmt, möchte ich nicht übergehen, damit man weiß, was auf einen zukommt. 

    30 Anfängerpflanzen verlangen etwa eine halbe Stunde täglicher Zuwendung. Sie erhöht sich im Frühjahr und Herbst kurzzeitig auf höchstens 1 Stunde durch zusätzliche Ein- und Umtopfungsarbeiten. Im Winter sinkt der Zeitaufwand für Freilandbonsais auf 1 Stunde pro Woche, da sich während der Ruhepause unsere Beschäftigung nur auf gelegentliches Wässern beschränkt.

    Buchführung

    Wachsende Pflanzen verändern sich stetig - wir merken es kaum durch den täglichen Umgang mit ihnen. Wer viele Bäumchen zu betreuen hat, vermag sich später nicht mehr zu erinnern, wie diese oder jene Pflanze ursprünglich ausgesehen hat, und gelegentlich bedauert er, dass er kein Tagebuch geführt hat - mancher Fehler ließe sich vielleicht vermeiden. Wer dagegen die Gestaltwerdung bewusst verfolgen möchte, dem sei empfohlen: Fotografieren Sie Ihre Bonsais immer wieder. Ein solches Foto kann der Hauptbestandteil eines »Jahrblatts« sein, das ich in folgender Weise anlege: ln eine Klarsichthülle (DIN A4) stecke ich ein Blatt Papier, das 5 Informationen enthält: Baumart, Anzucht (Sämling, Steckling, gesammelt), Erwerbsjahr, Herkunft, Umtopftermine. Ein Teil der Fläche bleibt für weitere Zusatzinformationen frei. ln den unteren Teil kommt ein Foto des Bäumchens und daneben eine Freihandskizze (vom Foto auf transparentes Papier durchgepaust) mit den wichtigsten Maßen. 

    Alle wichtigen Maße (Gesamthöhe, Kronendurchmesser, Stammumfang usw.) tragen wir in die Skizze ein, schreiben das Aufnahmedatum dazu und halten so auf einfache Weise den Entwicklungsstand unseres Zöglings fest. Anregungen zu einem Arbeitsblatt wurden hier und dort auch von Bonsai-Vereinen veröffenlicht.